Also ganz zu Beginn möchte ich mal sagen, dass ich das
mögliche Ende von Märklin nicht schön finde.
Aber unabhängig vom Produktionsstandort kann man doch sehen,
dass der Modellbau-Markt für Kinder immer unattraktiver wird. Wer mal mit
seinen Kindern durch die Spielwarenabteilung läuft wird sehen, was ich meine:
Comix-Figuren, Fußballer zum Aufblasen und jede Menge Elektronikspielzeug. Dagegen
hat eine im Kreis fahrende Lok kaum ein Chance – und das unabhängig von der Detailgenauigkeit.
Da werden Playstations für Unterwegs angeboten und Handys
mit Vanillegeschmack. Man kann sich als Eltern wehren und mit heulenden Kindern
aus dem Laden gehen oder man kauft es. Mein Sohn heult inzwischen nicht mehr,
aber es gibt genug Eltern, die Kaufen.
Außerdem: welcher Hersteller kann heute noch mit
Videorecordern überleben? Selbst AGFA ist seit Einführung der Digitalkameras
kontinuierlich in den Bankrott gefahren. Vielleicht war es einfach „Zeit“ für
Märklin… Vielleicht hätte man das rechtzeitig sehen können und versuchen den
vorhandenen Kundenstamm zu halten. Aber immer neue Modelle mit noch mehr
Details und gleichzeitig weniger Kunden – das kann doch nicht gut gehen. Und
Eddie hat doch einen Fachhändler zitiert. Davon soll Märklin nix mitbekommen
haben? Na dann selbst schuld!!!
WIR sehen das Thema Modellbau/Slotracing vielleicht anders als
der normale Kunde. Wir sind (Gott sei Dank) nicht normal und daher sehen wir auch
die Entwicklung bei Märklin anders. Nüchtern betrachtet ist das aus meiner
Sicht lediglich eine „natürliche“ Bereinigung des Spielzeugmarktes. Wie viele
andere Spielzeughersteller sind in den letzten Jahren schon den Bach runter und
keiner hat’s gemerkt?
Ich als Kunde wehre mich aber dagegen, für das
Missmanagement der Firmen und Fehlentscheidungen unserer Politiker verantwortlich
gemacht zu werden. Überall lese ich: es herrscht eine GEIZ IST GEIL-Mentalität
und deswegen geht’s und Allen schlecht. Was für ein Blödsinn!!! Keiner gibt
mehr Geld für ein Produkt aus, als notwendig.
Ich bin bereit, für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu
zahlen. Aber das Verhältnis muss stimmen. Wenn der Kaffee in der Fußgängerzone
3,50 EUR kostet, ich ewig warten muss bis ich unfreundlich bedient werde und
stattdessen nach Hause fahre und dort meinen Kaffee trinke: bin ich dann schuld
oder der Kellner? Wenn mein teures deutsches Auto immer in der Werkstatt steht:
bin ich dann schuld wenn ich bei der Konkurrenz aus Japan kaufe oder der deutsche
Hersteller? Diese Liste kann ich beliebig fortführen…
Wir leben in einer globalisierten Welt und da herrschen
einfache Gesetz: produziere gut und GÜNSTIG (nicht zu verwechseln mit
billig!!!). Und vor allem produziere ein Produkt mit Nachfrage. Aber was machen
die typisch deutschen: hacken auf den bösen Billiglohnländern rum statt sich zu
fragen, was man besser und anders machen kann.
Ich muss mich als Kunde für mein Konsulverhalten nicht rechtfertigen.
Ich werde meine Gründe dafür haben. Einige kaufen billig, weil’s geil ist –
andere weil sie es müssen. Statt den Kunden für die fehlende Nachfrage
verantwortlich zu machen, sollten die Manager mal nachdenken. Aber da geht man
den einfachen Weg: der böse geizige Kunden, die bösen Chinesen, das Wetter und
und und. Wann hat sich schon mal ein Topp-Manager von Mercedes, VW oder AEG
hingestellt und eigene Fehler eingestanden?