Planungen mit Steilkurve

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Verfasst am:
Jorge
Dabei seit: 31.12.1969
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1. Wenn Du 'mal 12 Steilkurvensegmente nimmst und diese zu einem
geschlossenen Kreis zusammenbaust, dann wirst Du sehen, dass die
Steilkurve geometrisch in Ordnung ist. In der Tat musst Du auch dann
die Kurve etwas "ziehen". Das liegt daran, dass sich die Bahnteile
allein durch iher Eigengewicht aufbiegen. Erst im geschlossenen Kreis
koennen die Segmente nicht mehr "nach hinten fallen".



Nun hat man in der Praxis keinen geschlossen Kreis, sondern ein
Kreissegment und damit das Problem der sich aufbiegenden Enden. Dazu
kommt, dass die Strecke innerhalb eines relativ kurzen Stuecks wieder
eben gefuehrt wird. Da hierfuer an sich ebene Standardteile (in der
Regel Geraden !) verwendet werden, wirken zusaetzliche, nicht
unerhebliche Torsionskraefte auf die Enden der Steilkurve.



In der Praxis stellt sich ein Kraeftegleichgewicht ein. Das bedeutet,
dass, wie Chris schon sagte, durch die aufgebogenen Enden der
Steilkurve die Mitte etwas staerker eingebogen wird. Damit das stabil
ist, sollten genuegend Verriegelungsclipse verbaut werden. An der
Bruchgrenze sind die Bahnteile damit aber noch lange nicht.



2. Planungen mit dem Streckenplaner enthalten fast immer geometrische
Fehler, weil der Streckenplaner nur zweidimensional rechnet. Bei
Auf-/Abfahrten haben wir z.B. angestellte Bahnteile, die sich
projiziert auf die Grundflaeche effektiv verkuerzen. Das
beruecksichtigt der Streckenplaner nicht (und auch kein mir bekannter
anderer Planer).



Ausserdem enthaelt die Bauteilebibliothek bei den Steilkurven einen
Fehler, indem sie fuer die Steilkurven dieselben Radien annimmt wie
fuer die korrespondierenden flachen Kurven. Wie die flachen Kurven
sollen auch die Steilkurven aufeinander passen, also Steilkurve 2
schliesst aussen an Steilkurve 1 an, Steilkurve 3 an Steilkurve 2 und
so weiter. Dabei hat der Autor aber uebersehen, dass bei
gleichbleibender Fahrbahnbreite, die effektive, auf die Grundflaeche
projizierte Breite durch den Anstellwinkel geringer ist.



Bei einer Fahrbahnbreite von 198 mm ergibt sich fuer die Steilkurve mit
einem Anstellwinkel von 30 Grad (den habe ich 'mal gemessen) eine
effektive Breite von ca. 171,5 mm. Das ist dann aber auch der Zuwachs
des Radius von Steilkurve i zu Steilkurve i+1 ! Wenn nun der Radius von
Steilkurve 1 dem von Kurve 1 entspricht, dann bedeutet das, dass der
Radius von Steilkurve 2 um ca. 27.5 mm kleiner ist als der von Kurve 2.
Damit hast Du bei einer Steilkurve von 180 Grad schon einen Versatz von
55 mm, der vom Streckenplaner nicht beruecksichtigt wird.



Ich wuerde die Bahn aufbauen, indem ich die Steilkurve auf Winkeltreue
ziehe und den sich ergebenden Laengenversatz durch geschickten Einsatz
von 1/3- und 1/4-Geraden ausgleiche - durch Kombination und Einsatz in
der Gegengeraden kann man in Abstufungen von bis zu 1/12-Gerade (=
28,75 mm) ausgleichen. An den Stellen, wo die Steilkurvenauf- und
-abfahrten wieder eben werden sollen wuerde ich dann die Bahn mit den
Schraubzapfen auf der Grundplatte (oder hilfsweise auf einem duennen
Brett) fixieren. Die entstandene Kontur der Steilkurve entspricht dann
einer gleichmaessigen Kraefteverteilung und einem annaehernd
harmonischen Streckenverlauf. In der entsprechenden Hoehe sind die
Stuetzen anzubringen. In Grenzen kann man dann mit den Stuetzen
variieren, wenn sich im Fahrbetrieb noch Problemzonen herausstellen.


Verfasst am:
Robby-TX5
Themenersteller
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Beiträge: 0
Danke für die gute Erklärung!



Robby
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